Der Pfaffenwald von Beiershausen

Mitten im Wald finde ich einen Schatz mit einer traurigen Geschichte.

Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet.
Auch dieses Mal habe ich keine Ahnung, was mich erwartet.

Es ist heiß. Sollte mein nächster Schatz tatsächlich direkt an einer Bundesstraße liegen? Doch da entdecke ich ein Hinweisschild: Pfaffenwald. Ich folge dem Hinweis und finde so meinen nächsten Schatz.

Vorangegangene Kursbestimmung: Bei Frischborn weht mich der Wind  mit vier km/h in Richtung Nord-Ost

 

Mit dem Fahrad geht es von Beiersdorf in ständigen Kehren bergan. Es ist heiß, ich schwitze. Bin ich vielleicht schon in diesem „Pfaffenwald“, ohne es zu merken? Mücken saugen mein Blut – schließlich erreiche ich mein Ziel. Mitten im Wald: ein Friedhof. Lose vereteilt stehen Steinkreuze in unterschiedlichen Größen, teilweise sind sie mit Moss überwachsen. Immernoch saugen hartnäckig Mücken an mir.

Magisch und traurig

In seiner einsamen Lage hier oben mitten im Wald hat der Ort etwas Magisches und Trauriges zugleich. Es ist ein Russenfriedhof, eine Ruhestätte für 600 Russen und Ukrainer, die während des Krieges als Gefangene oder Zwangsarbeiter ums Leben kamen. Auf einer großen Rohguss-Tafel sind zahlreiche ihrer Namen zu lesen. Errichtet wurde die Gedenkstätte offenbar 1959 – fernab der umliegenden Dörfer.

Um den weltkriegsbedingten Mangel an Arbeitern in Deutschland auszugleichen, waren die sogenannten Ostarbeiter von den Nazis in der Rüstungsindustrie und Landwirtschaft eingesetzt worden. Sie waren Entrechtete. Laut Erlass durften sie keine Wertgegenstände besitzen, nicht einmal ein Fahrrad oder Feuerzeug. Mit einem Stoffaufnäher mit der Aufschrift „Ost“, den die Zwangsarbeiter deutlich sichtbar tragen mussten, waren sie für alle erkennbar.

Der Ort macht mich wütend. Er bewegt mich und rührt mich an und ist damit mein nächster Windnomadenschatz.
Artikel über die Errichtung der Gedenkstätte im Archiv von Zeit Online.

 

 

 

 

 

 

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