Ich verlasse Hessen und komme nach Thüringen. Vacha heißt der Ort direkt auf der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Ich bin überrascht. Fast 30 Jahre nach Grenzöffnung gibt es noch immer Orte, wie diesen: leerstehende Häuser und Geschäfte. Alles wirkt trostlos. Was bitteschön, hast Du Dir jetzt dabei gedacht, Du Wind? Nichts, wie immer, ich weiß!
Ich mag solche Städte ja auch, die nicht nur noch glattgeleckte Kulisse ihrer selbst sind. Dieser Eingang eines leerstehenden Geschäfts in Vacha sollte genauso bleiben oder?
Wie im Museum und das gibt es in Vacha tatsächlich auch. Der Herr an der Kasse ist sehr freundlich und lässt sogar meinen Hund mit hinein. Es ist mein erster Museumsbesuch mit Hund. Das fanden wir toll. Leider war der Herr sehr eigensinnig wegen der Fotoerlaubnis, als sei es das Louvre. Es gibt unter anderem viele Puppen dort zu sehen, von denen jetzt nur zu schreiben, ohne sie zeigen zu können, ist mir aber zu blöd.
Es ist heiß im Ort, nirgends Schatten. Mein Hund ist überfordert und auch ich werde immer gereizter. Ein Händler auf dem Markt, ruft einem anderen Händler angesichts bettelnder Flüchtlinge zu: „Die wollen gar nicht arbeiten, die wollen nur Geld!“. Der Markt ist ansonsten menschenleer.
Es will nicht gut gelingen, eine nur achtsame Haltung einzunehmen. Leute, ich bin auch nur ein Mensch! Alles in mir ruft: „Weg hier!“ Ich bekomme Hunger und hatte bereits aus der Ferne ein indisches Restaurant entdeckt. Es erweist sich schließlich als Döner Imbiss!!! Auch sonst bereitet mir das gastronomische Angebot als Vegetarier Schmerzen: Bratwurst oder Bockwurst?
„Vieles habe ich von der Welt gesehen. Nun ist es an der Zeit, die Welt zu sehen“. So lautet ein Windnomaden-Motto von mir. Deshalb bleibe ich. Mir gefällt auch die Forderung in dem Aushangkasten der leerstehenden Marktschänke. Es wird zu meinem nächsten Windnomaden-Schatz.